Ich hatte mir Großes vorgenommen für die diesjährige Ironman 70.3 Asia-Pacific Championship im heimischen Cebu auf den Philippinen. Schon vor einigen Jahren hatte ich mir in den Kopf gesetzt, beim vielleicht beliebtesten Triathlon in Asien an den Start zu gehen, und umso mehr hatte ich mich auf dieses Event gefreut. Dass der Ironman 70.3 Philippines dann aber zum härtesten Rennen meiner bisherigen „Triathlonkarriere“ und zu einem echten „Gang durch die Hölle“ wurde, hatte ich so nicht erwartet. Doch wie kam es dazu?

John Rueth Ironman 70.3 Philippines

Noch recht gut gelaunt beim Bike-Check-In am Vortag

In meiner menschlichen Hybris hatte ich wohl zum Einen unterschätzt, wie sehr mich die Challenge Roth nur drei Wochen vorher körperlich beanspruchen würde. Auch wenn ich nach meiner subjektiven Einschätzung „nur“ 90% gegeben hatte, dauert es halt dann doch etwas länger, um sich von den 226 km zu erholen. Profis wie Daniel Ryf, welche z.B. sowohl Roth als auch eine Woche später den Ironman Zürich gewonnen hat, sind da eher die Ausnahmen, welche die Regel bestätigen: Die meisten Menschen, und dazu gehört sicher auch die Mehrzahl der Triathleten, brauchen mehrere Wochen, um sich von einer Langdistanz erholen zu können.

Ein weiterer Punkt war, dass ich nach der Challenge Roth einfach nicht zur Ruhe kam: Viel Arbeitsstress und Reisen von München über Abu Dhabi nach Cebu, danach fast zwei Wochen durchgehend unterwegs auf gefühlt 10 verschiedenen philippinischen Inseln. Im Rückblick konnte das ja gar nicht gut gehen – doch hinterher ist man bekanntlich immer etwas schlauer.

Doch das war noch nicht alles: Selbst vor und am Renntag machte ich so viele Fehler wie sie von einem fortgeschritteneren Athleten (nach mehr als einem Dutzend Triathlons sehe ich mich nicht mehr als ganz blutigen Anfänger), eigentlich nicht mehr begangen werden sollten. Ich hatte mich nur unzureichend bzgl. der Ernährung auf der Rennstrecke schlau gemacht. Anders als es in Roth der Fall war, gab es z.B. auf dem Radkurs weder Bananen noch irgendwelche Gels, und auch die Trinkflaschen mit Iso waren vergleichsmäßig klein, sodass ich schon nach der Häfte der 90 km merkte, dass mir irgendwie der Saft ausging, da ich selber schlauerweise nur 2 Gels mit auf die Radstrecke genommen hatte.

Zum Shangri-La*, dem Austragungsort des Rennens, war ich am frühen Morgen recht hektisch mit meinem Trekkingrad gehetzt, weil ich ansonsten zu spät zum Check-In gekommen wäre – schon vor dem eigentlichen Triathlon hatte ich also schon fast 15 km Radfahren hinter mir anstatt ausgeruht an den Start zu gehen.

Das Rennen an sich ging dabei eigentlich gar nicht so schlecht los für mich: Obwohl ich beim Schwimmen sehr vielen „Athleten“ ausweichen musste, die wie herrenloses Treibgut vor mir her schaukelten, war meine Schwimmzeit mit knapp 34 Minuten bzw. ca. 17 min / km für mich sehr gut – ein neuer persönlicher Rekord!

All das Schwimmtraining – die harten Sessions, welche mir mein Coach Tim Ford auferlegt hatte, als auch die „swim clinic“ im Februar mit Brenton Ford von Effortless Swimming hatten sich bezahlt gemacht, sodass ich mein ursprüngliches Ziel von unter 18 min / km mehr als erreichen konnte. Ich kann mir mittlerweile gut vorstellen, auch Zeiten von unter 16 min / km zu schwimmen bzw. die 1,9 km unter 30 min, und ich werde auf jeden Fall hart daran arbeiten.

Nach dem Wechsel auf die Radstrecke ging es gut los, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob ich meinem angedachten Radsplit von 2:30 h bzw. 36 km/h nahe kommen könnte. Spätestens nachdem eine wirklich höllische Hitze eingesetzt hatte, und der Gegenwind auf dem Weg Richtung Süden gefühlt immer stärker wurde, verabschiedete ich mich von einer Radzeit unter 2,5 Stunden. Zwar hatte ich dann mit offiziell 2:37:07 einen neuen persönlichen Rekord für die 90 km auf dem Rad aufgestellt, aber das hatte unter den gegebenen Umständen seinen Preis: als ich vom Rad steigen wollte, setzten üble Krämpfe ein.

Ich hatte zuvor bisher noch bei keinem Rennen derartige Probleme mit Krämpfen gehabt, doch nun konnte ich nicht einmal vom Rad steigen. Es kostete mich einige Minuten, um überhaupt meine Beine wieder bewegen zu können, und ich wusste einige Momente nicht, ob ich überhaupt weiter machen können würde. Zwar konnte ich unter Schmerzen auf die Laufstrecke wechseln, doch nach nur wenigen Minuten war mir klar: das wird die absolute Hölle!

Nie zuvor dachte ich je bei einem Rennen daran, aufzugeben. Doch dieses Mal kam ich dem „did not finish (DNF)“ mehrmals sehr nahe. Eine Mischung aus persönlicher Enttäuschung, einer immer größeren Hitze und Ausgelaugtheit sorgte dafür, dass der Halbmarathon zum echten K(r)ampf wurde. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich das Rennen noch durchgezogen habe, auch wenn meine Zeit von 5:50:41 h mehr als ernüchternd war.

Für mich ist die Ironman 70.3 Asia-Pacific Championship aus mehreren Gründen dann doch eine sehr wichtige und gute Erfahrung gewesen. Ich habe sehr viel über mich und meinen Körper, meine eigenen Grenzen gelernt. Ich habe Fehler gemacht und werde versuchen, daraus zu lernen. Ich werde hart aber intelligent weiter trainieren, um meine neue Zielzeit für die Mitteldistanz von 4:50 h auch zu erreichen!

Wie lange das dauern wird, und bei welchem Rennen ich das angehen werde, weiß ich noch nicht. Momentan versuche ich hier in Cebu immer noch eine einigermaßen geeignete Trainingsumgebung zu finden, was bei all dem Verkehr hier gar nicht so einfach ist. Die Triathlonreise geht auf jeden Fall weiter, und ganz besonders froh bin ich darüber, dass ich mittlerweile auch einige Freunde und meine Schwester für diesen wundervollen Sport begeistern konnte. Das ist vielleicht das schönste Ziel, das ich bisher erreicht habe.